Entwicklung
Psychotherapie
Psychotherapie ist eine Heilkunst
Die Ausbildung der PsychotherapeutInnen dauert formal etwa ein Jahrzehnt. Die vermittelte Methodik ist in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich und klinisch belegt. Eingetragen in ministerielle Listen bin ich als Psychotherapeut, als Gesundheitspsychologe, als Lebens- und Sozialberater und als Physiotherapeut. In meiner Arbeit verwende ich Vorgehensweisen aus Verhaltenstherapie, humanistischer wie systemischer Therapie, Körperarbeit und kontemplativer Psychologie sowie klinischer Psychologie.
Josef Beuys definiert Kunst als „Handwerk plus“. Psychotherapie ist eine der vielen Heilkünste. Einerseits fordert das Handwerk Hausverstand, Kenntnis menschlicher Seinszustände, möglicher Vorgehensweisen und auch Fallen. Andererseits besteht eine immer wieder neue kreative Herausforderung im gemeinsamen Finden geeigneter Lösungen für genau dieses Individuum.
Photo: Boris Kaip
Vertrauen finden
PsychotherapeutInnen arbeiten mit einer empfindlichen Kostbarkeit: dem Vertrauen von in Not befindlichen Menschen. Wer zu uns kommt, bringt Vertrauen ein, so gut und viel wie ihr oder ihm möglich ist: einen ziel-offenen Zustand von Ahnung, Hoffnung und der Absicht zur Gesundung. Wir antworten, so gut uns dies möglich ist, mit Verlässlichkeit, Zuversicht und Kompetenz auf diese Erwartung. Für diesen Raum der Entwicklung und Veränderung brauchen wir rechtlich und institutionell Rückendeckung und auch professionelle Vernetzung, weil wir nicht alles wissen oder können können. Berufsgruppen, mit denen wir zusammenarbeiten, sind Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte, Juristen, aber auch andere TherapeutInnen.
Für eine Weile treten wir PsychotherapeutInnen als Profis an eine Stelle des sozialen Netzes, an der sonst Freunde und Vertraute stehen, wenn diese Personen fehlen, überfordert sind oder nicht genug Unterstützung und Orientierung geben können. Jeder von den Menschen, die zu uns kommen, möchte eine Veränderung in seinem Leben – irgendetwas anders haben, als es zur Zeit ist. Der wichtigste Verbündete dafür ist das Leben selbst. In jeder Zelle findet sich ein grundlegendes DNS-Programm: „Will-Leben“. Jeder Mensch tut in jedem Augenblick genau das, was dieser Mensch will. Wollte dieser Mensch etwas anderes, täte er genau dies. In den (häufigen) Momenten dieser Zustimmung ohne Bedingung ist jedes Wesen orientiert und synchron: grundlegend gesund und wandlungsfähig.
Lösungen finden
Stabilität und Autonomie entsteht durch auf vielen Ebenen ähnliches Sein und Verhalten. Physiologie, Haltung des Körpers, Emotionen, Denk- und Handlungsgewohnheiten, Erinnerungen, Erwartungen, Ziele, Pläne und Werte sind einander lenkende Fliessgleichgewichte. Eine solche vielschichtige Struktur ist sowohl stabil genug, um autonom zu sein, als auch flexibel genug zu Anpassung und Hingabe. Diese Struktur ist imstande, orientiert und synchron zu bleiben, indem sie sich immer wieder findet und mit ihrer Umwelt verbindet.
Seit meiner Jugend interessiere ich mich für die Innenwelt anderer Menschen, das WIE des Anderen. Jeder Mensch ist einzigartig. Die innere „Logik“ bestimmt (und beschränkt) die für diesen Menschen passenden Lösungen für den Alltag und seine Lebensaufgaben. Zugleich sind auch viele denkbare Möglichkeiten ausgeschlossen, weil sie in diese individuelle „Logik“ und deren Überleben nicht passen. Erkrankungen sind immer, zumindest auch, Lösungsversuche, und haben daher „Sinn“ und Funktion in diesem individuellen Universum.
Supervision
Orientierungsarbeit
Unsere Welt befindet sich in einem Prozess der Entgrenzung. Wir fühlen uns so mächtig, wie Menschen das nie zuvor durften und konnten. Die Globalisierung bringt einen Verlust der sozialen Kontrolle, der Individualismus den Verlust der Traditionen. Zugleich geraten wir an fundamentale Grenzen. Wir erahnen die Endlichkeit der Ressourcen dieser Erde und erschöpfen uns im Versuch der Selbstoptimierung (Byung Chul Han). Unsere hoch arbeitsteilige Welt fordert eine zentrale Kompetenz ohne Gnade ein – situationsbezogen präzises Handeln, konform zu Rollen und Funktionen in einem immer komplexeren Umfeld. Dieses Fähigkeitenbündel wird nirgendwo unmittelbar oder gar gezielt geschult, sondern als „selbstverständlich“ vorausgesetzt.
Viele Arbeitsstellen, die vielfältigen Formen des Unternehmertums und vor allem die Arbeitssituation der „prekären“ Selbständigen haben zwingend Managementaufgaben als Teil der Erwerbstätigkeit. Das erfordert ein hohes Mass an bewusster Selbststeuerung. Diese komplexe Umwelt fördert den Verlust des Blickes für Wesentliches, führt zur Betriebsblindheit in den sozialen Systemen, denen wir angehören. Vereinfacht lassen sich je nach Bezug spezielle Formen der Orientierungsarbeit bzw. Beratung unterscheiden: Supervision und Coaching, Organisations-entwicklung, Selbsterfahrung und Besinnung.
Photo: Boris Kaip